Fremdfertigung
In diesem Abschnitt erklären wir Ihnen die Möglichkeiten, um einen Fertigungsprozess mit Fremdfertigung abzubilden. Unter Fremdfertigung verstehen wir die Einbindung von Externen in Ihren Fertigungsprozess, zum Beispiel zur Veredelung oder als Lohnfertiger (verlängerte Werkbank).
Im untergeordneten Kapitel Ausführliches Beispiel für Fremdfertigung finden Sie ein ausführliches Anwendungsbeispiel.
Konfiguration
Für die Abbildung der Fremdfertigung empfehlen wir die Verwendung von mehreren Lagern in Kombination mit mehrstufigen Stücklisten.
Der Eigenfertigungsanteil des Artikels wird mit einer Rohteilstückliste produziert. In unserem Konfigurationsbild heißt der eigengefertigte Artikel Hebel-Roh.
Der eigengefertigte Artikel wird auf ein Halbfertig-Lager gebucht. Damit dies automatisch passiert, ist das Halbfertiglager das Ziellager des Loses.
Mit einem Lieferschein an den Lieferanten mit Abbuchungslager Halbfertiglager und Ziellager Lieferantenlager wird die Halbfertigware an den Lieferanten geliefert. Zugleich wird eine Bestellung über die Lohnveredelung beim Lieferanten ausgelöst.
Da Sie diesen Artikel Lohnveredelung in der Stückliste enthalten haben und dieser Artikel über den Bestellvorschlag auch bestellt wird, hat Ihr Lieferant zeitgerecht die Information, dass in Zukunft etwas für Sie zu fertigen ist.
Vom Lieferanten wird die Veredelung vorgenommen. Sie erhalten den veredelten Artikel und damit gemeinsam Ihre bestellte Leistung der Veredelung. Diese Veredelung wird dem Lager zugebucht.
In der übergeordneten Stückliste, in unserem Beispiel heißt sie Hebel galvanisiert, werden das Rohteil und zusätzlich die Lohnveredelung verbraucht.
Vom Lieferanten wird die Lohnveredelung verrechnet. Diese Lohnveredlungskosten wurden über die Zubuchung dem übergeordneten Los zugebucht. Damit sind die Rohmaterialherstellkosten und die Veredlungskosten in den Gestehungskosten des übergeordneten Loses (Hebel galvanisiert) enthalten.
Der veredelte Artikel (Hebel galvanisiert) kann nun weiterverarbeitet werden.
Externer Arbeitsgang
Für die Abbildung der Fremdfertigungsarbeitsgänge steht im Artikel im oberen Modulreiter Bestellung die Eigenschaft "externer Arbeitsgang" zur Verfügung. Ist der externe Arbeitsgang angehakt, so wird bei der Buchung der Fehlmengenauflösung gleich die Ablieferung gebucht. Die Abliefermenge entspricht dabei der Menge von der Fehlmengenauflösung. Voraussetzung hierfür ist, dass die Losstückliste nicht seriennummern- oder chargennummerngeführt ist.
Sollten trotzdem Artikel im Los für die abgelieferte Menge fehlen, erscheint die Sollsatzgrößen unterschritten Meldung. Konnte die Ablieferung durchgeführt werden, so wird automatisch und ohne Rückfrage die Los-Ablieferetikette ausgedruckt.
Ablaufbeispiel
Gegebenenfalls geben Sie die Bestückung als Lohnbestückung außer Haus. Standardkomponenten wie Widerstände und Kondensatoren beschafft der Lohnfertiger selbst und stellt sie Ihnen in Rechnung. Hochwertige Spezialkomponenten wie spezielle Halbleiter stellen Sie bei, gegebenenfalls in ganzen Verpackungseinheiten.
Damit Sie wissen wie viel Ware Sie Ihrem Lohnfertiger geliefert haben, wie viel er davon verbraucht hat, müssen Sie die Beistellware in einem gesonderten Lager führen. Sie benötigen dafür je Lohnfertiger ein eigenes Lieferantenlager, das Sie im Modul Artikel → Grunddaten → Lager definieren. Zusätzlich bewirtschaften Sie selbst den theoretischen Verbrauch der Bauteile aus dem Lieferanten-Lager, indem Sie Fremdfertigungslose verwalten.
Gehen Sie wie folgt vor:
Legen Sie die Lose für die fremd zu fertigenden Baugruppen an. Tragen Sie als Abbuchungslager ausschließlich das Lieferanten-Lager ein.
Beschaffen Sie die Bauteile und buchen Sie diese über den üblichen Wareneingang in Ihr Hauptlager ein.
Mit der theoretischen Fehlmengenliste erstellen Sie eine Liste der Bauteilbedarfe für Ihren Fremdfertiger bzw. für das Lieferanten-Lager. Alternativ können Sie die Reportvariante Kommissionierliste aus dem Reiter Material des Loses.
Korrigieren Sie diese Mengen auf Verpackungseinheiten / lagernde Mengen.
Erstellen Sie nun einen Lieferantenlieferschein mit Ziellager. Das Ziellager ist ist das Lieferantenlager. Damit werden die Bauteile vom Hauptlager ins Lieferanten-Lager umgebucht.
Senden Sie dem Lieferanten die Bauteile mit diesem Lieferschein und den weiteren benötigten Fertigungsunterlagen (Bestückungspläne, Montageanweisungen usw.).
Der Lieferant fertigt für Sie die Baugruppen und liefert diese.
Buchen Sie den Wareneingang für die Bestückungstätigkeit und gegebenenfalls für den vom Lieferanten beigestellten Materialsatz.
Buchen Sie die Ablieferung des Loses in der erhaltenen Stückzahl. Damit ist die Baugruppe auf Lager, Bestückungskosten und Materialsatzkosten sind im Los und damit in den Ablieferwerten enthalten. Das Lieferantenlager ist entlastet.
Gegebenenfalls erhalten Sie die Information zu defekter Beistellware. Erfassen Sie diese vor der Buchung der Ablieferung als nachträgliche Materialentnahme, damit Ihre Nachkalkulation und der Lagerstand korrekt sind.
Verwenden Sie den Haken “Materialbuchung bei Ablieferung” entsprechend der Meldung der Lagerstände.
Wenn das Material von Ihnen beschafft wird und dem Lohnfertiger beigestellt wird, so bewirtschaften Sie selbst diese Stückliste, der Haken Fremdfertigung in der Stückliste darf nicht angehakt werden.
Wird die komplette Baugruppe von Ihrem Lohnfertiger erstellt und ist er für die Beschaffung des Materials verantwortlich, dient die Stückliste nur der technischen Definition. Setzen Sie in diesem Fall den Haken Fremdfertigung.
Sonderfall teilweise beigestelltes und teilweise vom Lohnfertiger beschafftes Material: Diese Situation bilden Sie mit zwei Stücklsiten ab:
Kopf- oder Baugruppenstückliste. In dieser ist sämtliches von Ihnen beschafftes Material enthalten.
Eine Unterstückliste, welche
in der Kopfstückliste enthalten ist und
als Fremdfertigungsstückliste definiert ist.
Trennen Sie in HELIUM 5 zwischen der Arbeitszeit für die externe Tätigkeit, den Bearbeitungszeiten inklusive Wartezeiten für Transporte und Materialbeschaffung und selbst durchgeführten Tätigkeiten. Wir empfehlen die Unterscheidung über die Artikelnummer, zum Beispiel wie folgt.
Die Artikel für interne eigene Tätigkeiten beginnen mit AZ_ und haben Tätigkeitskosten hinterlegt.
Die Zeitreservierung für die Fremdarbeitstätigkeiten beginnen mit AF_ und haben KEINE Kosten hinterlegt. Die Kosten kommen über die Lohnfertigungstätigkeit ins Los, welche wiederum über den Wareneingang zugebucht wird. Wenn Sie die Auslastungsanzeige verwenden, sollten Sie für die Fremdarbeitsgänge auch die geplanten externen Zeiten als Rüstzeit und damit als fixe Dauer eintragen.
Der Artikel, den Sie für die Dienstleistung bei Ihrem Fremdfertiger bestellen, beginnt mit EXT_. Er ist eine Materialposition und lagerbewirtschaftet.