Hilfsstücklisten
Eine mögliche Stücklistenart sind Hilfsstücklisten. Gegebenenfalls kennen Sie Hilfsstücklisten unter dem Begriff Phantomstücklisten oder Fertigungsset.
Hilfsstücklisten sind Stücklisten, die nicht produziert werden können. Für eine Hilfsstückliste kann kein Los angelegt werden. Ist eine Hilfsstückliste als Materialposition in eine Stückliste eingebaut und wird für die Stückliste ein Los angelegt, wird die Hilfsstückliste aufgelöst und ihre Positionen als Positionen auf die obere Ebene übernommen.
Hilfsstücklisten können Sie wie echte Stücklisten als wieder verwendbare Komponenten benutzen. Anders als bei der Stückliste ist für eine Hilfsstückliste jedoch kein eigenes Los notwendig. Sie sparen sich den Verwaltungsaufwand, führen aber dafür keinen Bestand für die Hilfsstückliste.
Beispiel: Sie produzieren ein Gehäuse, in welches vier Griffe eingearbeitet werden müssen, jeder Griff muss jedoch zusammengesetzt werden. In der Regel würden Sie das benötigte Material für die Griffe viermal in die Stückliste einfügen. Da Sie keinen Lagerstand für die Griffe führen, möchten Sie sich den Aufwand einer echten Stückliste sparen.
Verwenden Sie für die Griffe die Hilfsstückliste, so definieren Sie ein Mal einen Griff und fügen diesen als Unterstückliste statt als Artikel in die Gehäusestückliste ein. Ihre Definition für den Griff ist klar ersichtlich und wird einfach in die Gehäusestückliste übernommen. Sind nun Änderungen am Griff vorzunehmen, so ändern Sie die Definition der Hilfsstückliste und schon sind alle Stücklisten geändert.
Werden Stücklisten mit Hilfsstücklisten in die Fertigung übernommen, so werden bis zu 10 Hierarchieebenen der Hilfsstücklisten aufgelöst (flachgedrückt). Dies kann z.B. für die Abbildung einfacher Variantenstücklisten verwendet werden.
Eine Hilfsstückliste kann nicht als Soll-Position in ein bestehendes Los eingefügt werden, die Auflösung erfolgt nur als Teil einer Stückliste. Wenn eine Hilfsstücklist in ein bestehendes Los eingefügt wird, so erhalten Sie eine Fehlermeldung.
Hilfsstücklisten werden für die Gesamtkalkulation wie herkömmliche Stücklisten betrachtet. Für die Gesamtkalkulation findet keine automatische Auflösung statt. Für die Gesamtkalkulation wird eine Hilfsstückliste als eigene Ebene berechnet.
Unterscheidung zwischen Stückliste und Hilfsstückliste
Stücklisten sind Artikel, die gefertigt werden.
Stücklisten sind in der Inventur oder in der Halbfertigfabrikatsinventur sichtbar.
Stücklisten sind Artikel, die verkauft werden, einen Lagerstand haben oder vorproduziert werden.
Für Stücklisten kann ein Los angelegt werden.
Ist eine Stückliste B als Position in einer Stückliste A enthalten, muss zur Herstellung von A ein Los für Stückliste A und ein Los für Stückliste B angelegt werden. Zwei Lose müssen bearbeitet und abgeschlossen werden.
Hilfsstücklisten sind Artikel, die gefertigt werden.
Hilfsstücklisten sind weder in der Inventur noch in der Halbfertigfabrikatsinventur sichtbar.
Hilfsstücklisten können nicht verkauft werden und haben keinen Lagerstand.
Für Hilfsstücklisten kann kein Los angelegt werden.
Ist eine Hilfsstückliste B als Position in einer Stückliste A enthalten, muss zur Herstellung von A nur ein Los für Stückliste A angelegt werden. Die Positionen der Hilfsstückliste B werden in das Los A übernommen.
Beispiel 1: Sie sind ein Elektriker und bauen eine rote Signalleuchte in einen Schaltschrank ein. Die rote Leuchte ist ein Teil, Sie müssen jedoch Fassung, Drähte, Lämpchen, Kappe etc. einkaufen und die Lampe befestigen. Die rote Signalleuchte wird nicht verkauft, nicht bestandsgeführt und nicht vorproduziert, weshalb Sie für die Leuchte keine eigene Stückliste angelegt haben. In der Stückliste möchten Sie die gesamte Leuchte als einen Artikel sehen. Beim Fertigen soll jedoch erkenntlich sein, dass die Leuchte aus mehreren Materialpositionen zusammengesetzt werden muss.
Sie legen die Signalleuchte deshalb als Hilfsstückliste an.
Beispiel 2: Sie sind ein Bäcker und Sie sind auf Blechkuchen spezialisiert. Dabei haben Sie ein Rezept, das Sie als Grundrezept, das Sie für jeden Kuchen verwenden, das Grundrezept allein ergibt jedoch noch keinen Kuchen. Das Grundrezept beinhaltet Mehl, Zucker, Eier, Butter etc. Für einen Streuselkuchen benötigten Sie das Grundrezept und zusätzlich Butter, Zucker und Mehl für die Streusel. Für einen Erdbeerkuchen benötigen Sie das Grundrezept und zusätzlich Erdbeeren. Hin und wieder verfeinern Sie Ihr Grundrezept und passen es an.
Sie legen deshalb das Grundrezept als Hilfsstückliste an. Alle Ihre Kuchen bestehen sowohl aus dem Grundrezept als auch aus den weiter notwendigen Zutaten.